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Wir freuen uns über Ihr Interesse an der Zukunft. Immer zum ersten Tag eines Monats hinterfragen wir hier Entwicklungen, Ideen, Visionen oder auch ganz pragmatische Ansätze zu einer lebenswerten Zukunft. Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!



Werte-Quadrate

Es lohnt sich unserer Einschätzung nach (fast immer), Spannungen zwischen unterschiedlichen Positionen genauer zu erkunden. Eine Möglichkeit dazu ist, die Aufstellung eines Werte-Quadrats und das dadurch  bessere gegenseitige Verständnis, was dem Anderen/ der Anderen in seiner Position wichtig und wertvoll ist.

Sie kennen das Konzept von Schulz von Thun vielleicht lieber Leser:innen? Matthias Varga von Kibéd hat es auch als ein Format in seinem Werkzeugkoffer. 

Grundlegend ist die Idee, dass Werte in ihrer Über- oder Unterausprägung nicht mehr wertvoll sind - und man sie deswegen besser mit weiteren Werten ausbalanciert. Und dabei gibt es nicht "den einen" Wert und Gegen-Wert sondern individuell viele - so viele, wie wir Menschen unterschiedlich sind ;-) Deswegen lohnt es so, gemeinsam zu untersuchen, was der die/die Eine mit dem Begriff, der den Wert beschreibt, assoziiert und meint.

Überausprägungen eines Wertes - so gut man sie selber meint - werden vom Gegenüber häufig "nervend" oder "als Ärgernis" wahrgenommen. Und hier können Beide etwas tun: Man selber kann überlegen, wo Entwicklungspotenzial liegt, wenn man den einen Wert mit einem anderen ausbalanciert. Dieser andere enthält eine Idee, was/wie man sich entwickeln könnte. Und der/die, die sich ärgern? Sie können versuchen, "den guten Kern" zu identifizieren, der in dem steckt, was sie ärgert.  

Nehmen wir aus unserem Alltag des Qualitätsmanagements die Diskussion über mehr oder weniger Prozessbeschreibungen.

Hinter der Position, die mehr Prozessbeschreibungen fordert, steht häufig der Wunsch und Wert nach "Klarheit": "Wenn wir die Prozesse genau beschreiben, weiss jede(r) was zu tun ist".

Vom Gegenüber wahrgenommen wird aber eventuell schon die Übertreibung dieser "Klarheit" in Richtung "Starrheit": "Alle können sich nur noch so verhalten, wie es beschrieben ist: Wie soll man denn da Ausnahmen machen können? Auf Unvorhergesehenes reagieren?".

Der anderen Position/ dem Gegenüber ist also "Flexibilität" wichtig: "Es müssen mir auch spontane Entscheidungen möglich sein." Da läßt sich auch der Wert der "Selbstverantwortung" erkennen: "Ich weiss, was zu tun ist und nehme meine Verantwortung in meinen Aufgaben wahr".

Dem-/Derjenigen, die mehr Prozessbeschreibungen fordert, ist diese Position aber vielleicht zu "beliebig" und "unverbindlich". Er/Sie hat vielleicht Sorge, dass sich keine(r) mehr verantwortlich fühlt.

Miteinander kann nun ausgehandelt werden, wieviel Standardisierung durch Prozessbeschreibung nötig ist - bei soviel Flexibilität wie möglich ist. Und zwar immer wieder, denn das ausbalancieren durch die vier Ecken des Werte-Quadrats ist dynamisch und stetig; Der Zustand der Balance kann immer nur für einen Moment gehalten werden.