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Samstag, 1. Juni 2024

Mehr Beachtung für den Affekt

Wir stellen Ihnen heute ein interessantes Werkzeug vor: die Affektbilanz. Sie können sie in unterschiedlichen Situationen nutzen. Wir fangen mal vorne an:

Was ist ein Affekt? Eine spontane Körperempfindung und -reaktion, die sich z.B. im Gesicht oder in einer Körperbewegung  ausdrückt - und noch nicht in Sprache. Ich kann bei mir und bei den Anderen diese Körpersignale (wissenschaftlich somatische Marker) bemerken/beobachten (Muskelspannungen, Körperhaltungen, Herzklopfen, Bauchgefühle und hunderte andere körperliche Abläufe und Zustände).  Sagt mein Gegenüber etwas mir angenehmes, fange ich an, zu nicken, auch wenn der Andere mich gar nicht sieht, weil wir telefonieren. Wird mir etwas erzählt, vor dem ich mich ekele, verziehe ich das Gesicht.

Der Fokus liegt auf der SPONTANEN Reaktion. Ein Affekt ist angenehm oder unangenehm - mehr gibt es nicht, es bleibt in dieser Dualität. Angesprochen werden unterschiedliche Regionen in unserem Gehirn, und deswegen gibt es zwei Skalen: Eine von 0-100, um die Intensität des Unangenehmen = des Minus darzustellen, und eine von 0-100 für die Intensität des Angenehmen = des Plus.

Affekte sind - oft unbewusst - und ein Grundbestandteil von Emotionen. Die Psychologie kennt 7 Grundemotionen, die wir bewußt in unserer Sprache benennen: Freude, Neugier, Angst, Wut, Traurigkeit, Ekel und Scham. Viele Gefühle, die wir im Alltag benennen, sind ein "Cocktail" dieser Grundemotionen: "Sehnsucht z.B. ist ein Mix aus Traurigkeit und Freude mit etwas Angst und einer Priese Neugier" (Storch/Tschacher: Embodied Communication, 2016, S. 37). 

Und genau diese gemischten Gefühle kann man mittels einer Affektbilanz für sich selber klären, bevor man aktiv wird. Wie geht es Ihnen als Kunde mit einem Produkt/einer Dienstleistung, die teurer war, als ursprünglich gedacht, liebe Lesende? Wie hoch ist Ihre Sorge/Angst, Ihr Budget zu sehr überzogen zu haben? Oder Ihre Wut auf sich selber, dass Sie nicht widerstehen konnten? Und wie hoch ist Ihre Freude über, das was Sie sich gegönnt haben? Können Sie es wirklich genießen?

Auch Entscheidungssituationen können schwierig sein. Insbesondere, wenn daran mehrere Personen beteiligt sind. Stellen Sie sich ein Meeting vor, in dem Sie Maßnahmen entwickelt haben. Und dann näheren Sie sich dem Moment der Entscheidung: Welche Maßnahme setzen wir tatsächlich um? Welche Maßnahme hat eine große Chance, nachhaltig zu wirken? Wenn sich das Team einer Entscheidung nähert, können Sie als Führungskraft/Moderator:in ein stilles Innehalten für die Affektbilanz anregen:

  1. Jedes Teammitglied stellt sich die eine Entscheidungsoption vor, die vorher erarbeitet wurde.
  2. Jedes Teammitglied malt sich die zwei Skalen auf.
  3. Zu der linken Skala stellt sich jede*r die Frage: Wieviele Anteile in mir sagen, dass die Option schlecht ist?
  4. Zu der rechten Skala stellt sich jede*r die Frage: Wieviele Anteile in mir sagen, dass die Option gut ist?
  5. Bitten Sie nun die Teilnehmenden, sich in einer Blitzlichtrunde zu äußern.
  6. Optimal in der linken Skala wäre 0. Wenn nicht 0, fragen Sie nach, was dahinter steckt, und an welcher Stelle das die Zielerreichung torpedieren würde. Was könnte das Team tun?
  7. Optimal in der rechten Skala sind mindestens 70%. 
  8. Falls es überwiegend nicht mehr als 70% sind, hat die Option wenig Chancen auf Realisierung und das Team sollte eine weitere Option ins Auge fassen und für diese Option eine Affektbilanz machen. Geht zurück auf Los.

Vielleicht erzählen Sie uns, für was Sie die Affektbilanz eingesetzt haben?

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