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Sonntag, 1. September 2024

Appetit-Happen als Denkfutter

Es gibt eine Buchreihe, die große Denker:innen in 60 Minuten präsentiert und neugierig auf einen ersten Überblick macht.

Von Walther Ziegler lasen wir "Wittgenstein in 60 Minuten"* und fühlten uns von Wittgensteins Kerngedanken wiedermal sehr angesprochen. 

Insbesondere: "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt" löst Resonanz bei uns aus: mit den Worten, die ich kenne und möglichst sorgfältig einsetze, möchte ich in meiner Mitwelt etwas bewirken. Wenn ich merke, dass ich weniger bewirke, kann ich neue, anderere und präzisere Worte lernen. 

Mit Worten können wir immer nur einen Teil der Wirklichkeit beschreiben (die Landkarte ist nicht das Gebiet). Wir diskutieren gerne mit unseren Teilnehmer:innen, wie wirklich ist die Wirklichkeit?! Und zitieren dann auch aus dem  Tractatus Logico-Philosophicus (1918, Abschnitt 2.1) „Wir machen uns Bilder der Tatsachen. Das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit. Den Gegenständen entsprechen im Bilde die Elemente des Bildes.“   

Es gibt eine Wechselwirkung zwischen Wahrgebung und unserem Wortschatz: Ich höre, was ich spreche und werde mir daran meiner eigenen Haltung bewusster. Ich kann meine Haltung verändern, wenn ich andere Worte finde. 

Auch wir als Gesellschaft finden andere Lebensformen und -weisen. Wittgenstein beschreibt, dass eine Tabuisierung von Begriffen einen Rückfall in das entsprechende Denken und Handeln, wie zum Beispiel eine Abwertung bestimmter Gruppen verhindern soll. Denken Sie aktuell an die Diskussion um den Begriff "Neger" oder das Umschreiben von Kinderbüchern. Und seit den 1970er Jahren bemühen sich Sinti und Roma um die Tabuisierung des Begriffs "Zigeuner", der aus Sicht des Zentralrates untrennbar mit rassistischer Abwertung, Kinderklau und Kriminalität verbunden ist.

Wie sehen Sie das, liebe Lesende?

*PS: Man kann von Ziegler dazu auch eine Vorlesung auf YouTube sehen.

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