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Sonntag, 1. Februar 2015

Fisch, Pfeife und semantische Reaktion

Ein Jude kommt zum Metzger und zeigt auf die Auslagen: "Ich hätte gerne von diesem Fisch." "Aber das ist Schinken!" "Habe ich Sie gefragt, wie der Fisch heißt?!"

Wir starten so, wie wir im Januar aufgehört haben: mit einem Witz. Auch, wenn man hier im Kommentarfeld nichts davon sieht, haben wir viel Freude beim Lesen und Schauen zurück gespiegelt bekommen, vielen Dank dafür!

Und warum nun ausgerechnet dieser Witz?

Worte bewirken etwas - oder sollten wir schreiben: "Worte haben Wirkung." - oder "Worte lösen etwas aus." - vielleicht auch "Wir alle reagieren auf Worte." Die vier Sätze sind sich ähnlich und focussieren doch jedes Mal etwas anders. Jede dieser Alternativen löst eine andere "semantische Reaktion" aus, physisch, emotional und kognitiv.

Könnte es sein, dass sich Konflikte noch schwerer anfühlen, wenn man sie "Konflikt" nennt? Wie liest sich "Spannung zwischen 2 Positionen"? Da denken Sie vielleicht an "Weichmacherei"; o.k., jeder von uns hat individuelle semantische Reaktionen. Wie liest sich statt Weichmacherei "Pragmatismus"?

Uns gefällt dazu das Zitat "Die Landkarte ist nicht die Landschaft, aber wenn die Landkarte der Struktur der Landschaft ähnlich ist, ist sie brauchbar.“ Alfred Korzybski beschrieb mit dieser Metapher 1933 in seinem Buch "Science and Sanity", dass der Mensch in zwei Welten lebt: in der Welt der Sprache / der Symbole und in der realen Welt der Erfahrung. Diese beiden Welten sind nicht identisch, schön dargestellt von René Magritte in seinem Bild Ceci n'est pas une pipe

Als hätte Korzybski von Magritte gelernt, untersucht er die Wirkung des Wortes "ist": "Ist" etwas wirklich so, wie es sprachlich gerade beschrieben wird? In seinem Buch stellt Korzybski Sprache als eine Landkarte der Wirklichkeit dar. Das menschliche Gehirn besitzt die Fähigkeit, allein auf die Landkarte zu reagieren und das dargestellte Gelände (im Extremfall) vollständig zu vergessen. Das bedeutet, dass das menschliche Gehirn etwas für wahr halten bzw etwas glauben kann, was es nicht gibt, und dann damit aufhört, zu überprüfen, ob es das wirklich gibt. Das kann zu Realitätsverlust und in seiner Folge zu gravierenden Fehlentscheidungen führen.

Uns kam das sehr bekannt vor, und tatsächlich, Korzybski beeinflusst mit "Science and Sanity" u.a. Eric Berne (Transaktionsanalyse), Paul Watzlawick (Anleitung zum Unglücklichsein) oder NLP.

Wir laden Sie zu einer praktischen Übung dazu ein: Welche Assoziationen werden durch die Wortwahl angeregt?
  • Ich bin müde. < > Ich habe ein Gefühl von Müdigkeit. 
  • Ich bin gerade sehr traurig. < > Ich erlebe in diesem Moment ein unangenehmes Gefühl von Traurigkeit.
  • Sie ist fleißig. < > Sie arbeitet stetig und konzentriert.
  • Er ist sprachunbegabt. < > Er lernt Mathe leichter als Sprachen. 
  • Der Baum ist grün. < > Der Baum schimmert in braun, hellgrün, dunkelgrün, silbern.
Unsere semantische Reaktion lässt sich beschreiben als * einengen, reduzieren, fälschlich einseitig < > erweitern, öffnen, Pluralität

Diese Übung führt zu der Technik "konstruktiv umformulieren", mit der unser Ich das Denken gezielt dahin steuert, nicht in der Sackgasse zu sitzen sondern neue Türen aufzumachen, die blinden  Flecken zu beleuchten und in die Realität zu führen.

Und für den Alltag: Wir meinen, dass es lohnt, mehr zu beobachten, was das Gesagte auslöst -  beim Anderen und vor allem auch bei mir selber. Man könnte auch versuchen, im (Berufs)Alltag öfter darauf verzichten, "dass etwas so ist" und stattdessen mehr hinterfragen und auskundschaften.

Wir wünschen Ihnen bei beidem viel Erfolg und sind gespannt auf Ihre Kommentare.

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