Wir sehen die Dinge nur, wie wir sind.
Viele Sprichwörter erinnern uns daran, dass uns unsere Wahrnehmung immer mal wieder einen Streich spielt. War das vorbeigefahrene Auto blau oder doch orange? Trug der Mann einen Hut oder waren das doch dunkle Haare? Wie alt könnte das Mädchen gewesen sein, dass gerade an mir vorbei lief?
Wir überarbeiten alles das, was wir über die Sinne erfassen, mit unseren gespeicherten Erfahrungen und unserer Motivation - wir verfügen über eine konstruierende Wahrnehmung!
Elizabeth Loftus zeigt in einem Vortrag an Beispielen aus Gerichtsprozessen und ihren Forschungen, dass nicht nur unsere Wahrnehmung sondern auch unser Erinnerung konstruierend ist. Sie ist keine Speicherplatte, aus der wir Erlebnisse unverändert abrufen können. Loftus Forschung zeigt deutlich, dass unserer Gehirn die Erinnerungen überarbeitet, ergänzt, verfälscht oder sich sogar an etwas erinnert, das nicht stattgefunden hat. Alles fließt - würde Heraklit sagen.
und passend dazu Goethe:
Es soll sich regen, schaffend handeln
Erst sich gestalten, dann verwandeln
Nur scheinbar stehts Momente still
Das Ewige regt sich fort in allen
Denn alles muss in Nichts zerfallen
Wenn es im Sein beharren will.
In unserem letzten Post haben wir über Lügen geschrieben, und wenn wir Lotus Impuls verbinden mit dem Sprichwort "steter Tropfen höhlt den Stein", so besteht die Gefahr, dass auch Lügen irgendwann als Wahrheit in unsere Erinnerung eingehen. Albert Camus sagte dazu "Jeder Mensch ist immer das Opfer seiner Wahrheiten".
Marc Aurel bemerkte: "Alles was wir hören ist eine Meinung, keine Tatsache. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit."
Konsequent weitergedacht ergeben sich dadurch Handlungsoptionen für jede(n) von uns:
- Worauf genau richte ich meine Aufmerksamkeit/ meinen Fokus? Welchen Ausschnitt nutze ich zur Wahr-gebung? Damit hätte ich die Einladung "aktiver zuzuhören" oder bewusster zu probieren meine Sinne ohne sofortige Deutung/ Interpretation zu nutzen. Vielleicht erkenne ich auch, dass ich "im Tunnelblick" in der Gegenwart klebe - und die Möglichkeiten der Zukunft vergessen habe.
- Und wie mag es wohl meinem Gegenüber gehen? D.h., ich hätte eine Einladung zum Perspektivenwechsel.
Mit diesem Post wollen wir auch unsere Wertschätzung auszudrücken für all das Wissen von Elisabeth Ferrari, das sie gerne und mit viel Energie weitergeben hat. Sie ist leider viel zu früh Anfang diesen Jahres verstorben.
Wir wünschen Ihnen spannende Entdeckungen liebe Leser!
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