Na – wieviele gute Vorsätze haben Sie zu Anfang des neuen Jahres verfasst? Und wieviel ist davon jetzt, Anfang Februar noch übrig?
In Studien der Neurowissenschaft ist folgendes nachzulesen (und z.B. gerade im Spiegel 52/2010 zitiert): das Gehirn ist dynamisch und dazu fähig, sich immer wieder zu verändern – bei gleichzeitiger Tendenz, Bewährtes immer wieder zu wiederholen und als Gewohnheiten zu manifestieren. Einmal eingeschlagene neuronale Pfade ähneln ersten Wegspuren, die zu Wegen und dann Strassen werden – ca. 6-9 Monate braucht das Gehirn dafür – unterstützt von Willenskraft, Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen – kein Wunder, dass es gute Vorsätze zu Verhaltensänderungen schwer haben.
Noch dazu, wenn man u.a. Ariel gelesen hat („Denken hilft zwar, nuetzt aber nichts“) und dem Bremer Hirnforscher Roth zuhört: Handlungen werden von Gefühlen gesteuert und dabei spielt das limbische System und die von ihm gesuchte Lustmaximierung eine grosse Rolle. Daher der – wahrscheinlich schon oft von Ihnen gelesene Ratschlag – sich nicht gebannt auf das zu versteifen, was man nicht darf, sondern sich schöne Belohnungen zu gönnen, wenn man die Verhaltensveränderung durchhält. Und diese in kleinen Schritten angeht, denn eine unbewältigbar erscheinende RiesenVeränderungaufgabe würde das limbische System sofort zu Fluchtreaktionen reizen.
Was also können Sie tun, um Vernunft und Gefühl so zu verbinden, dass Sie Ihre Vorsätze in die Tat umsetzen?
Es gibt eine Übung, mit der wir gute Erfahrungen gesammelt haben: Setzen Sie sich mit einem vertrauten Partner für eine halbe Stunde gemütlich zusammen. Stellen Sie sich heute, am 1. Februar 2011 vor, dass schon ein Jahr vergangen ist - heute wäre also der 1. Februar 2012. Erzählen Sie sich gegenseitig, was Sie alles im letzten Jahr - aus der Sicht des Februars 2012 - erlebt haben. Lassen Sie die Monate vor Ihrem inneren Auge vorbei ziehen: Wo waren Sie im Urlaub? Welche besonderen Feste haben Sie gefeiert? Über welches berufliche Ereignis haben Sie sich sehr gefreut? Wie haben sich Ihre Freundschaften entwickelt? Welche Fragen konnten Sie für sich klären? Welche wichtigen Entscheidungen haben Sie getroffen? Beenden Sie das Setting 2012 nach einer halben Stunde und lassen das Erlebte kommentarlos auf sich wirken.
Der Vorteil dieses Settings ist, dass Sie das Jahr visualisieren und in Gedanken Ihre Erlebnisse Realität werden lassen. Sie verbinden sich mit Ihren Zielen und konkreten Aktionen, und es wird leichter, die Vorsätze in die Tat umzusetzen.
Wir können uns so ein Vorgehen auch sehr gut mit einer Gruppe zu Beginn eines Veränderungsprojektes vorstellen – Sie auch? Konnten Sie schon Erfahrung mit dieser oder einer ähnlichen Übung sammeln – für sich persönlich oder in einer Gruppe?
Dieses Gespräch kann ich mir sehr gut vorstellen. Und ich bin gespannt, ob mein Partner das auch kann, denn wenn nicht... - Es ist eine prima Methode, die sich über die kritischen Töne, die Skepsis hinweg einen Weg bahnen kann. Es würde mich sehr interessieren, ob jemand mit Skeptikern eine solche oder ähnliche Übung schon mal gemacht hat und was dabei herausgekommen ist. - Die Vorarbeit, all das, was im Weg steht in diesem Szenario außer acht zu lassen, ist sicher ein wichtiger Faktor für das Gelingen. - Einen Versuch ist es allemal wert!
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