Wenn wir Teamworkshops moderieren, begegnen wir immer mal wieder dieser Situation: zwei Teammitglieder können nicht miteinander und belasten damit das gesamte Team. Sie verhalten sich ausweichend, abwehrend und abwertend, resigniert und sprechen nicht aus, aus welchen Gründen. Genau das ist der einen Susanne gerade wieder passiert. Wir nehmen das zum Anlass, über die Frage zu schreiben: Wie gut muss man sich persönlich verstehen, um leistungsstark zusammenzuarbeiten?
Modelle zu Eskalationsstufen (z.B. vom vielzitierten Friedrich Glasl) und Interventionsmöglichkeiten gibt es viele (lössungsfokussiert zu fragen, z.B.).
Zwischen den Gegensätzen "gut" und "überhaupt nicht miteinander klar kommen" sehen wir viele Schattierungen, die wir am Beispiel von Anna und Anton darstellen:
1: Anna und Anton mögen sich nicht und suchen keinen engen persönlichen Kontakt zueinander. Gleichzeitig respektieren sie sich, lassen den anderen in Ruhe und stellen sich dem anderen nicht in den Weg. Ihre Führungskraft kann auf dieser Stufe dafür sorgen, dass die gemeinsame Arbeitsaufgabe die beiden verbindet, zu der jeder etwas eigenes beitragen kann, wieder in den Fokus rückt.
2: Anna und Anton geraten wegen Kleinigkeiten aneinander, sie vertreten in fachlichen Themen immer unterschiedliche Ansichten, können sich am Ende aber auf einen Kompromiss einigen. Ihre Führungskraft sollte auf dieser Stufe daran erinnern, das gemeinsame Ziel auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden kann und dass alle gemeinsam nach dem besten Weg suchen.
3: Aus den unterschiedlichen Ansichten werden unvereinbare Positionen. Anna und Anton ärgeren sich übereinander, unabhängig davon, um was es geht. Beide wollen immer Recht behalten und werden in Diskussionen persönlich. Ihre Führungskraft kann jetzt die beiden anleiten: "Je weiter ihr entfernt seid, umso interessanter ist, die andere Position zu erkunden, die andere Sichtweise kennenzulernen - danach wieder in seine eigene Position zurückgehen – und ein “Beides” zu suchen. Vielleicht gibt es keinen Kompromiss, weil es um etwas völlig anderes, also einen vierten Aspekt, geht, der herausgearbeitet werden will." (Das sog. Tetralemma haben wir vor 2 Jahren hier vorgestellt).
4: Anna und Anton reden abwertend über den anderen, sie machen den anderen schlecht, demontieren ihn. Ihre Führungskraft muss nun das gemeinsame Gespräch suchen und Regeln vereinbaren.
5: Anna und Anton halten sich nicht an die Regeln sondern fordern ein, was der andere ändern muss, damit es wieder klappt. Keiner aber will und kann und wird sich ändern. Dadurch wird der Graben tiefer. Auf dieser Stufe sollte ihre Führungskraft einen "neutralen" Mediator hinzuziehen, der mit den beiden die Hintergründe aufarbeiten und nach tragfähigen Lösungen suchen kann. Ängste vor Abwertung, Missachtung, Ablehnung oder ungerechter Resourcenverteilung können dabei zur Sprache kommen. Der Blick auf die Gemeinsamkeiten könnte neue Lösungen ermöglichen.
6: Der Konflikt verändert die Informations- und Kommunikationswege im Team. Er wird auch nach außen getragen, andere nehmen Partei, Gerüchte kursieren. An dieser Stelle ist ein extern moderierter Teamworkshop sinnvoll, der thematisiert: "Wir kommen zusammen auf der Basis von Gemeinsamkeiten und wachsen an den Unterschieden." (Virginia Satir)
7: Nichts ändert sich, Annas und Antons Lebensmodelle prallen unvereinbar aufeinander und werden in Frage gestellt oder als besser versus schlechter bewertet. Sie umgehen direkte Kommunikation, geben Informationen nicht oder falsch weiter, ringen um Einfluss und Macht. Oder sie resignieren. An eine leistungsstarke Zusammenarbeit denkt keiner mehr.
Was meinen Sie - sollte ihre Führungskraft an dieser Stelle eine Versetzung der Beiden anstreben?
Change it, love it oder leave it - um zu unserer Ausgangsfrage zurückzukommen: wir können und wollen eine gute persönliche Beziehung nicht erzwingen. Wir wollen professionelle Arbeitsbeziehungen entwickeln, in der jeder seine Stärken einbringen kann und dafür von anderen geschätzt wird. Geht es Ihnen genauso?
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