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Dienstag, 1. September 2015

eine Prise Angst für die Zukunft


Anlass für unseren heutigen post sind die wdr2-Sonntagsfragen am 16.08.201515, als Prof. Thomas Sternberg zu Gast war:
Sternberg: "Ich habe den Eindruck, es gibt heute durchaus ein Verlassen auf die Gefühle. Gefühle werden in einer Weise hochgewertet, wie das früher nicht der Fall war. ... Werden eigentlich unsere Diskurse wirklich mit Argumenten geführt, und wie weit dienen da Argumente? Oder wie weit gilt das Argument des Gefühls als ein ganz ernst zu nehmendes Arguemt im Diskurs?"
Steinhauer: "Ja, wie kommt das, dass Gefühle stärker wiegen als Fakten?"
Sternberger: "Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass eine Welt, die immer schwieriger zu verstehen wird, in der es immer mehr Meinungen gibt, gegen die sich eine Gegenmeinung genauso finden lässt, dass man auf diese Komplexität reagiert mit der Wahrheit des Gefühls. Und ich habe manchmal den Eindruck, dass unsere Überzeugungskraft des Argumentes da an Grenzen stößt. Und dass sehr viele Diskurse mitlerweile durch diese Gefühlsebene ganz wesentlich - wenn nicht sogar vollständig - bestimmt werden."
Gefühle - das sind Freude, Ärger, Trauer, Wut und Angst .... nur die Freude nehmen wir als angenehm war. Und gerade die Angst hat die Angewohnheit, ein Eingeleben zu entwickeln, wie 
Matthias Horx in seinem Buch "Zukunft wagen. Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren" schreibt:
  • "Angst kann uns inspirieren und stimulieren, wenn sie in der richtigen Dosis unseren Verstand und unsere Sinne aktiviert. Angst kann uns aber auch zu falschen Schlüssen führen, und, auf der Ebene des Kollektivs, zu schrecklichen Taten."
  • Wir sind "Knappheitsspezialisten" (und dabei sind die entsprechenden Studien aufgrund ihrer Methoden anzuzweifeln). Religion und Moral rufen aufgrund von drohender Knappheit zur Kooperation, Mitgefühl und sozialer Nähe auf. Müssen wir "eine gewisse Buße tun für all die industriellen Annehmlichkeiten, die wir in den letzten Jahrhunderten genossen haben? .... 1,4 Milliarden Menschen leiden an Übergewicht, 800 Millionen an Hunger". Könnten wir uns stattdessen nicht mit Cradle-to-Cradle-Konzepten (z.B. von M. Braungart) anfreunden? Gedanklich anregen lassen von der "dynamischen Emergenz" der Natur? Werden dort Ressourcen knapp, wird re-kombiniert und/oder evolutioniert.
  • Menschliches Überleben ist u.a. der Fähigkeit zu verdanken, Erfahrungen weiterzugeben - wir können Geschichten erzählen. Nur: Wie Kinder gruseln auch Erwachsene sich gerne. Die ängstlichen Teile unserer Seele werden beruhigt, wenn eine Angst vor dem Hintergrund einer drohenden Gefahr sich relativiert - und die Gefahr nicht zur Realität wird. Oder in Churchills Worten gesagt: "Nichts im Leben löst ein grösseres Hochgefühl aus als beschossen und nicht getroffen zu werden." Sind es allerdings Depressive, Paranoiker oder mächtige Verführer, führt das Spielen mit dieser Angst zu Massen-(Selbst-)Morden.
  • Wir hängen an Zukunftsbildern, deren Grundanahmen wir besser loslassen: Zukunft kommt rasend schnell (so dass wir nicht mitkommen) und in Form eines Bruches: Das Alte wird vollkommen durch das Neue ersetzt. Das Neue ist dann ist vollautomatisch/technisiert und wir stehen am Kontrollpult. Horx zitiert als Gegenposition das Power-Law-Gesetz: Über 10 Jahre betrachtet verändern sich 80 Prozent gar nicht, 16 Prozent leicht und nur 4 Prozent der Welt sind völlig neu.
  • "Zukunft wagen" beginnt für Horx insgesamt "mit einem Loslassen. Dem Eingestehen, dass es Dinge gibt, die sich unserer Kontrolle entziehen." 
  • Und was uns in Richtung Zukunft stattdessen ausserordentlich nach vorne bringt, ist unsere Fähigkeit, nicht blind einer Meinung oder einem Lösungsvorschlag zu folgen: "Vergesst die einzige Lösung. Die Frage lautet: Gibt es vielfältige, produktive, sich überschneidende Weisen, das Problem zu lösen?" Wir sind fähig, Meinungen, Daten und Situationen zu hinterfragen. Und dabei dürfen Fehler gemacht werden, wir brauchen "Irrtums-Kapazität".
Was meinen Sie, liebe Leser, könnten Sie mit diesen Anregungen die Zukunfts besser wagen?

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