Herzlich Willkommen!

Wir freuen uns über Ihr Interesse an der Zukunft. Immer zum ersten Tag eines Monats hinterfragen wir hier Entwicklungen, Ideen, Visionen oder auch ganz pragmatische Ansätze zu einer lebenswerten Zukunft. Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!



Mittwoch, 1. Oktober 2025

Die Zukunft zum Klingen bringen mit einer Triangel

Wann haben Sie zuletzt mit anderen über ihre Zukunft gesprochen? Wie klar ist Ihr Bild von "der" Zukunft? Sehen Sie mehrere Szenarien und Zukünfte? In der aktuellen Ausgabe der Neuen Narrative spielt die Zukunft die Hauptrolle und es werden viele Möglichkeiten angeboten, über Zukünfte in Dialog zu gehen - mit sich selber und mit anderen. 

Für die Zukunftsforscherin Lena Papasabbas ist der Mensch ein „Zukunftswesen“. Sie spricht im Umgang mit Unsicherheit und Zukünften auch von einer Haltung der „radikalen Zuversicht“ und erläutert: „Zuversicht heißt nicht, dass alles super wird, sondern dass ich mir zutraue, aus allem etwas Gutes zu machen, auch wenn es holprig wird.“

Stefan Bergheim lädt im deutschsprachigen Raum immer wieder zu Zukünfte-Laboren ein (z.B. am 24.10.25 zur KI). Er erklärt das UNESCO-Konzept der "Futures Literacy": So wir wie lesen und schreiben lernen können, können wir lernen, gemeinsam mehr positive Zukunftsbilder zu erdenken und uns so Gestaltungs- und Handlungsspielräume zu eröffnen. Sechs Kompetenzen sind dafür besonders hilfreich; sie sind in Fußnote 5 nachzulesen.

Um in Organisationen Zukunftsfragen ganzheitlicher zu betrachten, ist es laut Zukunftsforscherin Senem Wicki wichtig, die vorhandenen verschiedene Stimmen und Perspektiven zu hören. In organisationsübergreifenden Workshops nutzt sie zum Einstieg häufig als Methode das Futures Triangle nach Sohail Inayatullah (dieses ist detaillierter in der Mitte der o.g. Ausgabe beschrieben). 

1. Pull of the Future (Sog der Zukunft):

Welche positiven Zukunftsbilder motivieren mich? Wofür lohnt es sich, Veränderungen anzugehen? Was zieht mich nach vorne?

2. Push of the Present (Stoß der Gegenwart):

Welche aktuellen Entwicklungen drängen uns zum Handeln? Was können wir nicht mehr ignorieren? Welche Chancen entstehen gerade jetzt?

3. Weight of the Past (Gewicht der Vergangenheit):

Was hält uns zurück oder verlangsamt uns? Welche Ängste oder Sorgen belasten uns? Welche alten Muster wirken nach?

Wer über die bis hierhin genannten Ideen weiter lesen und hören mag, könnte die z.B. Meditation ausprobieren, auf die in der Neuen Narrative verwiesen wird.  

Oder das Buch von Florence Gaub lesen: Zukunft. Eine Bedienungsanleitung. Auch für sie ist die Zukunft keine ferne Zeit, sondern etwas, das alle Menschen ständig erzeugen - und zwar in 3D inklusive Bildern, Geräuschen und sogar Geschmack. Wobei 80% dieses Zukunftsdenken der alltäglichen Zukunft dienen: Was essen wir heute? Wann geht es zur Arbeit - und wann zurück? Wann haben die Kinder ihre Prüfung? Mit 14% folgt die Zukunft des kommenden Jahres: Ferien, Projekte oder Arztbesuche. Nur 6% unseres Zukunftsdenkens betreffen die nächsten 10 bis 15 Jahre: heiraten, ein Haus bauen, Karriereziele erreichen.

Jede(r) denkt also über die Zukunft nach und stellt sich die Zukunft vor - und da geht noch mehr, vielfältiger, zum Beispiel auch in Tag-Träumen: Wenn die Skizzen von Zukünften durch das Tagträumen entstehen, können sie durch Planung zur Realität werden. Im Buch gibt es viele methodische Impulse dazu, auch um gemeinsam, zum Beispiel in Ihrem Team, über Zukünfte in Dialog zu treten.

Ängste sind Gegner von Zukünften. Nicht alle Gefahren können vermieden werden, und die einzige konstruktive Art, mit der Gefahr zu leben, besteht nach Gaub darin, sie aktiv zu bewältigen. D. h. weder chronischer Pessimismus noch Optimismus erweisen sich als hilfreich.

Die Autorin empfiehlt Kreativität, Wissen, Weisheit, Vorstellungskraft und Fakten zusammen zu bringen, um den Möglichkeitsraum der Zukunft zu umreißen, sich das Beste vorzustellen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und mit Überraschungen zu leben. Genauso machen es Kiter! 


 Sie müssen ja nicht gleich ins Wasser gleiten, sicher haben Sie ein eigenes Bild von der Zukunft, oder?


Montag, 1. September 2025

Zuhören gibt Sicherheit: ein Plädoyer

Eine von uns hatte die Gelegenheit, das Generalkapitel einer Ordensgemeinschaft als Co-Moderatorin mitzugestalten. Es war eine besondere Erfahrung mit 23 stimmberechtigen Ordensfrauen, die innerhalb von acht Tagen wegweisende Entscheidungen für die Zukunft ihrer Kongregation trafen.  

Unglaublich beeindruckend war die Fähigkeit aller Anwesenden, sich wirklich zuhören zu können. Damit einher ging das außergewöhnliche Phänomen, dass Inhalte nur einmal gesagt werden mussten - und nur von einer Person (nicht von jeder). Außerdem war eine besondere Aufmerksamkeit für die Emotionen zu beobachten. Entscheidungen konnten wachsen - mal war der Kopf schneller, mal das Herz, mal spürten alle, die Entscheidung ist noch nicht reif, aber eine Nacht darüber zu schlafen, bringt alle nach vorne. 

Dahinter könnte die Sicherheit stehen, dass jede gehört wird und jede Position gesehen wird. Und jede auf das Interesse der Gruppe bauen kann. Selbst, wenn man nicht sofort das Wort bekam, konnte man sicher sicher sein, dass der Sprechimpuls wahrgenommen und berücksichtigt wurde. Die Dizpiplin, den Sprechimpuls nicht sofort zu realisieren, sondern weiter zuzuhören, brachte die Diskussion weiter. 

Haben Sie, liebe Leserin und lieber Leser, solche Gespräche schon erlebt? Wie fühlen Sie sich, wenn die Anderen Ihnen wirklich zuhören? Wie häufig gelingt es Ihnen, mit ganzer Aufmerksamkeit zuzuhören? Uns beiden fällt es auch - mal mehr, mal weniger - schwer. Daher waren die Diskussionen im Generalkapitel eine gute und berührende Erfahrung.  

Freitag, 1. August 2025

mental Fitness trainieren

Susanne: Ich habe Deine neue Hompage gesehen und darauf "mental Fitness" entdeckt. Was verbirgt sich denn dahinter?

Susanne: Du ruderst doch - dabei trainierst Du Deine Muskeln. Und je häufiger Du das machst, desto längere Strecken kannst Du rudern, schneller vielleicht auch. Und Dein Muskeltkater wird weniger.

Susanne: Stimmt - habe ich habe ich gerade noch erlebt. Und Du meinst also, auch unser Gehirn ist ein riesiger Muskel?! Mit welchem Trainingsgerät baut man denn den "Gehirn-Muskel" auf?

Susanne: Was macht unser Gehirn - es denkt! Und genau das Denken ist unser Trainingsgerät. Wir können ja dank der Plastizität immer wieder neue neuronale Verbindungen aufbauen und auch stärken.  Bei mental Fitness trainieren wir, unser Denken auf das zu richten, was uns in den sog. "Sage-Modus" bringt. Laut Shirzad Chamine ist das der Modus unserer inneren Weiheit. 

Susanne: Hä?! Das ging mir jetzt zu schnell. Sag' doch bitte einen Satz mehr dazu.

Susanne: Naja, stell Dir vor, ich würde rudern wollen. Mir fehlt sowohl die Kondition als auch die Technik. Und dann könnte ich in dem Boot sitzen und denken "was machst Du hier eigentlich? Du schaffst das nicht. Lass es lieber bleiben. Und weil Du ja sowieso blöd bist, wirst Du das nie lernen." Kommen Dir solche sbaotierenden Stimmen bekannt vor?

Susanne: Ja klar, wer kennt die nicht. Sagt denn die innere Weisheit genau das Gegenteil?

Susanne: Meistens ist unsere innere Weiheit von den schreienden Saboteuren überstimmt. Daher lernen wir als erstes, sie zu finden und zu hören. Und dann sagt sie nicht das Gegenteil, sondern versetzt uns in die Lage, mit einer inneren Ruhe zu entscheiden: bleibe ich im Boot sitzen und lasse mir Zeit, das Rudern zu lernen? Oder klettere ich lieber wieder auf den Steg und gehe joggen?

Susanne: Und wenn ich mehr wissen möchte und diese innere Ruhe entdecken wollte, dann könnte ich zu Dir ins "Trainingslager" kommen?

Susanne: Ja, und auf meiner Homepage findest Du mehr Informationen dazu. Komm vorbei!  

 

Dienstag, 1. Juli 2025

zufälltig zugefallen

Schon vor Jahren begannen wir uns die Frage zu stellen "Gibt es Zufälle?" - eine wissenschaftlich evidente Antwort haben wir nicht gefunden, wir haben keine empirische Studie gemacht und doch immer wieder festgestellt, da ist was dran am Zufall.

Letzte Woche begegnete uns eine neue Perspektive auf diesen Begriff in Form eines Zitates: "Ein Zufall ist, wenn jemandem zufällt, was fällig ist." Subversiv hören wir da mit, dass wir auch aus schwierigen Situationen immer eine Chance oder ein Geschenk mitnehmen können. Und das es manchmal besser kommt als gedacht oder geplant, wie Dürrematt auch sagte: "Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen." Vielleicht ist der Zufall eine wunderbare Überraschung. 

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen Juli voller schöner, fälliger Momente.

Sonntag, 1. Juni 2025

Der Miteinander-Muskel in action bei dem Künstler Elias Sime

Heute geht eine interessante Ausstellung in Düsseldorf zu Ende; es war die erste Einzelausstellung des äthiopischen Künstlers Elias Sime in Deutschland - und hoffentlich nicht seine letzte. Was Elias macht und wie er seine Kunst entstehen lässt, hat viel mit dem Miteinander-Muskel zu tun. 

Darüber wird in dem dem 4 minütigen Beitrag für die wdr-westart berichtet. Die Anthropologin Meskerem Assegued, die eng mit Elias Sime in Äthiopien zusammenarbeitet, bringt in einfache Worte, was den Miteinander-Muskel trainiert: "Es geht darum, präzise zu sein und ein offenes Herz zu haben." Auch das Zitat von Elias Sime drückt das aus: "Wir geben einander, und dadurch sind wir miteinander verbunden. So sollten wir alles betrachten." 

Sime nutzt oft elektronische Alltagsgegenstände, verändert sie und fügt sie in einer ausdauernden handwerklichen Arbeit neu zusammen. Die sonst unsichtbaren Gegenstände werden transformiert und erhalten eine neue Bedeutung, die weit über sie hinausweist. 


Das folgende Foto zeigt ein Detail einer Collage, für die Sime 20 Jahre lang rote Kabel gesammelt hat. Den Miteinander-Muskel zeichnet wohl auch eine große Portion Geduld aus.

 

Was uns hellhörig machte, ist seine Haltung zur Kooperation. Viele Leute helfen dem Künstler dabei, Material zu finden und zu sammeln. Zusammenarbeit ist ihm sehr wichtig. Zusammen mit Meskerem Assegued gründete er das Zoma Museum Addis Ababa, inspiriert von der zeitlosen und strukturell soliden Volksarchitektur Äthiopiens. Das Zoma Museum ist viel mehr als nur ein Ausstellungsraum, es ist eine Brücke, die Kreative aus der ganzen Welt in einem gemeinsamen Engagement ökologischen Kunstschaffens. Über seine Galerien hinaus bietet das Museum eine Bibliothek, ein Kinderzentrum, einen essbaren Garten und eine Grundschule. Es beherbergt auch eine Kunst- und Volksschule, ein Amphitheater und einen Museumsshop - ein wahres künstlerisches Ökosystem, das im Herzen von Addis Abeba pulsiert.

Bei Elias Sime ist der Miteinander-Muskel wirklich in action. 

 


 


 

Donnerstag, 1. Mai 2025

Futter für den Miteinander-Muskel: Grmpfl und Bingo

"Irgendwas stimmt noch nicht" oder "Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch" - wie geht es dann gut weiter liebe Lesende? Maja Storch empfiehlt Ihnen, das sog. Würmli zu Rate zu ziehen. Jede(r) von uns verfügt über eins und das Würmli weiß innerhalb von Sekunden, ob ihm eine Situation oder Aktion gefällt oder nicht - allerdings kann es das nicht gut in Sprache packen, sondern signalisiert 

  • ein "Grmpfl" = "bloß weg hier" 
  • oder ein "Bingo" = "mehr davon".

Sie fragen sich, wozu das gut sein soll? Nur ein Beispiel: Im Teammeeting wird entschieden, wer die Leitung für ein neues Projekt übernehmen soll. Das Gespräch nähert sich der Abstimmung - und Karin hat dieses komische Gefühl im Bauch, kann es aber gerade nicht in Worte fassen, will keinen verletzten und sich auch nicht ausschließen. Um nicht aufzufallen, stimmt Karin der Mehrheit zu. Als sie bei der Fahrt nach Hause darüber nachdenkt, wird ihr klar: Mit diesem Projektleiter möchte Karin nicht zusammenarbeiten, weil er in Ihren Augen zu dominant ist, sich in alles einmischt und ihre Ideen als seine ausgibt. Was tun? Jetzt nochmal die Entscheidung rückgängig machen? Wie soll das gehen?

Maja und Johannes Storch zeichnen in ihrem Buch "Schluss mit dem Hintenrumgerede" auf, dass eine einfache Regel hier geholfen hätte. Stellen Sie sich vor, dass das Team das Würmli kennt und sich deswegen die Regel gesetzt hat: Wenn wir ein komisches Gefühl haben und es noch nicht formulieren können, sagen wir einfach " Ich habe da ein Grmpfl" oder "Es gibt da dieses Grmpfl".  

Welche Vorteile hat diese Regel?

Zunächst mal hätte Karin sich leichter überwinden können zu sagen Ich habe da ein Grmpfl. Sie hätte eben noch nicht das perfekte Argument oder die passenden Worte aussprechen müssen. Außerdem hilft das Grmpfl, dass alle wissen, irgendwas stimmt noch nicht - keine*r muss eingeschnappt oder verärgert darüber sein. Alle können jetzt einen gemeinsamen Ideenkorb starten und herausfinden, um was es bei dem Grmpfl geht. Das ist ein wenig wie Topfschlagen - das Team tastet sich heran und fasst das Grmpfl in Worte. Durch Integration von Einwänden kann das Team eine Entscheidung nachhaltiger und tragfähiger machen.

Die beiden Störche Maja und Johannes erwähnen eine weitere hilfreiche Regel: Nachkarteln ist erlaubt. Wir treffen die Entscheidung und hören in einer Woche nochmal in uns, ob die Entscheidung Bestand hat oder welchen Grmpfls wir zuhören.

Hier läßt sich ein Bogen zur psychologischen Sicherheit schlagen, die gerade in vieler Munde ist: Wenn sie herrscht, trauen sich die Teammitglieder, offen miteinander zu sprechen, Fehler zuzugeben, Fragen zu stellen oder Ideen zu teilen, ohne Bedenken oder Angst vor Bestrafung, Bloßstellung oder anderen negativen Konsequenzen zu haben (nachzulesen bei Amy C. Edmondson in ihrem Buch "Die angstfreie Organisation"). Wenn sich ein Team die beiden o.g. Regeln setzt und das Würmli beachtet, ist es auf einem guten Weg in diese Richtung. 

Wie sieht es in Ihren Teams aus, liebe Lesende? Ist das Würmli eine gute Ergänzung, damit sich alle Mitglieder psychologisch sicherer fühlen? Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall gutes Gelingen in Ihrer Zusammenarbeit.

Dienstag, 1. April 2025

Dranbleiben am Miteinander-Muskel-Training

Wir greifen unseren Gedanken vom letzten Post zum gesunden Zusammenleben nochmal (kurz) auf, diesmal fokussiert auf die Freundlichkeit. Denn im März

  • begann am 1. der Ramadan und Eine von uns las überall auf dem Instanbuler Flughafen ein sog. Ramadan Kareem (als Begrüßungsformel) "Habt einen großzügigen Ramadan: Mit Freundlichkeit sind wir alle eins". Neben dem Fasten sind Nächstenliebe und Selbstreflexion wichtige Ziele des "heiligen Monats". Bei uns ist bis Ostern ja noch ein bisschen Zeit...  

  • Am 24. war der "Weltglückstag" und dazu gab es einen Report. Auch hier taucht Freundlichkeit und gegenseitiges Vertrauen auf. Im Report ist u.a. nachzulesen, dass miteinander essen ebenso unser Glücksgefühl unterstützt wie mit mehreren Menschen zusammen in einem Haushalt zu leben. Prosoziales Verhalten reduziert die Wahrscheinlichkeit eines Todes durch Verzweiflung.

  • Die Andere von uns hörte im Deutschlandfunk vier Folgen zur "Macht derWorte" und wie "einfach" es z.B. ist, unser Gegenüber als Freund oder Feind da stehen zu lassen. Mit unserer Sprache gestalten wir unsere Wirklichkeit: es lohnt sich, sie sorgfältig zu wählen.
Das sind nur drei weitere Impulse, den Miteinander-Muskels weiter zu trainieren. Ihnen fallen bestimmt noch viele mehr ein, liebe Lesende!