Herzlich Willkommen!

Wir freuen uns über Ihr Interesse an der Zukunft. Immer zum ersten Tag eines Monats hinterfragen wir hier Entwicklungen, Ideen, Visionen oder auch ganz pragmatische Ansätze zu einer lebenswerten Zukunft. Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!



Montag, 1. Dezember 2025

Die Kraft der Netzwerke

Susanne: Letzte Woche hatte ich das 33. Treffen meines Netzwerkes, in dem es darum geht, gemeinsam weiter zu lernen. Wir haben alle eine Weiterbildung an einem Institut genossen und tauschen uns seit 2013 über unsere Erfahrungen aus, wie wir alles in unserer Praxis umsetzen.

Susanne: Bravo, das ist wirklich nachhaltig lange!

Susanne: Genau! Und wir sind besonders stolz darauf, dass wir in einem Klima der Vertrautheit und Wertschätzung miteinander arbeiten können, selbst wenn sich die Gruppen jedes Mal neu zusammensetzen. Dabei sind Teilnehmende, die ihren ersten Kontakt zum Institut 2005 hatten; und beim letzten Mal kamen Teilnehmende von 2021 dazu.

Susanne: Euch verbindet wirklich viel. Das geht mir in meinem positive intelligence Netzwerk genauso. Mit einigen treffe ich mich seit 2021 regelmäßig, auch wenn manche wieder auf Abstand zu der Fortbildung gegangen sind. Wir sprechen die selbe Sprache und regen uns gegenseitig an.

Susanne: Das mit der Sprache unterstreiche ich, und ich glaube, dass es die Haltung ist, die wir teilen.

Susanne: Zustimmung - das gibt mir auch immer wieder Kraft. Oft denke ich vor einem Termin "muss das jetzt sein?! Ich habe doch so viel anderes zu tun." Und hinterher bin ich froh und dankbar über die lebendige Inspiration. 

Susanne: Der Kitt, der uns zusammen hält, ist der Sinn, den wir alle in unserem Netzwerken sehen, das kann auch für jede und jeden ein anderer Sinn sein. "Im Geben liegt schon das Nehmen" sagte Elisabeth Ferrari, die Initiatorin meines Netzwerks. 

Susanne: Da höre ich raus, dass ich etwas erhalte, wenn ich etwas gebe - vielleicht Feedback? Vielleicht eine neue Idee? Vielleicht eine explorative (erforschende) Erfahrung, in der man Fehler machen darf? Wenn ich mir dessen bewusst bin, bin ich entspannter und habe nicht den Druck "abzurechnen".

Susanne: Da kommt mir noch ein anderes Zitat in den Kopf: "Der Sinn des Lebens besteht darin, deine Gabe zu finden. Der Zweck des Lebens ist, sie zu verschenken." (Pablo Picasso)

Bald stehen wir wieder vor der Frage, ob und was wir verschenken wollen; und wir werden wieder vor der Entscheidung stehen, wie wir Weihnachten feiern. Vielleicht im Netz unserer Familie? Oder unserer nahen Freunde? Wir wüschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine wunderbare Weihnachtszeit.

Samstag, 1. November 2025

Besondere Orte für das Leben

Die eine stolperte im Sommerurlaub in ein sehr besonderes Haus. Der Großvater von Thomas Mann baute es, um sein florierendes Handelsunternehmen am Kai von Lübeck zu repräsentieren und wachsen zu lassen. Und heute? Vor ca. 10 Jahren erwarb es eine Stiftung und kernsanierte es liebevollst - hier passt tatsächlich der Superlativ. Es hat seinen Namen "die Eiche" behalten und ist heute ein Kolumbarium (Urnenfriedhof). An diesem außergewöhnlichen Erinnerungsort finden auch kulturelle Veranstaltungen, Lesungen und Konzerte statt. Der Verein hat einen Raum für eine neue Abschiedskultur gestaltet, den man auf einem virutellen Tour sehen kann. Schade, dass wir beide weit weg von Lübeck wohnen. 

Auch Kassel liegt von uns aus gesehen nicht gerade um die Ecke. Dort besuchte die andere, auch im Sommer, ein einzigartiges Museum: das Museum für Sepulkralkultur. Dieses sperrige Wort ist der Fachbegriff für Bestattungskultur. Erwachsene und vor allem Kinder können sich mit dem Themen Tod, Sterben und Erinnern auf eine inspirierende und kreative Weise befassen. Das Museum weckt anstatt Angst eine große Neugier. Da unsere Gesellschaft das Thema Tod unserer Beobachtung nach immer mehr an den Rand spült, kann ein Museum für Sepulkralkultur (wir üben das Wort nochmal) wohltuend wirken.

Das Museum ist die einzige unabhängige, ausschließlich kulturellen und wissenschaftlichen Maßstäben verpflichtete Institution, die sich mit dem gesamten Spektrum der sogenannten Letzten Dinge befasst. Es trägt maßgeblich dazu bei, die besondere Wertigkeit, Einmaligkeit und Würde unseres menschlichen Daseins zu erkennen. Nur für den Fall, dass Sie für Ihre Weihnachtsspende noch einen interessanten Empfänger suchen, könnten Sie sich die Crowdfunding-Aktion für des Museums ansehen.

Während wir beide diesen Post schreiben, finden wir auf den Seiten des NDR ein Zitat von Bjarne Mädel: "Der Tod betrifft uns ja nunmal alle - irgendwann. Insofern ist es merkwürdig, dass er nicht viel mehr im Leben stattfindet." Er sagte dies im Rahmen einer Lesung von Texten aus dem Hospiz, die wie die "letzten Lieder" im gleichnamigen Projekt von Stefan Weiller gesammelt worden sind. Vielleicht mögen Sie reinhören?

Und dem, der einen Besuch in Lübeck oder Kassel plant, legen wir diese beiden besondere Orte ans Herz. Lassen Sie sich hineinstolpern. 

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Die Zukunft zum Klingen bringen mit einer Triangel

Wann haben Sie zuletzt mit anderen über ihre Zukunft gesprochen? Wie klar ist Ihr Bild von "der" Zukunft? Sehen Sie mehrere Szenarien und Zukünfte? In der aktuellen Ausgabe der Neuen Narrative spielt die Zukunft die Hauptrolle und es werden viele Möglichkeiten angeboten, über Zukünfte in Dialog zu gehen - mit sich selber und mit anderen. 

Für die Zukunftsforscherin Lena Papasabbas ist der Mensch ein „Zukunftswesen“. Sie spricht im Umgang mit Unsicherheit und Zukünften auch von einer Haltung der „radikalen Zuversicht“ und erläutert: „Zuversicht heißt nicht, dass alles super wird, sondern dass ich mir zutraue, aus allem etwas Gutes zu machen, auch wenn es holprig wird.“

Stefan Bergheim lädt im deutschsprachigen Raum immer wieder zu Zukünfte-Laboren ein (z.B. am 24.10.25 zur KI). Er erklärt das UNESCO-Konzept der "Futures Literacy": So wir wie lesen und schreiben lernen können, können wir lernen, gemeinsam mehr positive Zukunftsbilder zu erdenken und uns so Gestaltungs- und Handlungsspielräume zu eröffnen. Sechs Kompetenzen sind dafür besonders hilfreich; sie sind in Fußnote 5 nachzulesen.

Um in Organisationen Zukunftsfragen ganzheitlicher zu betrachten, ist es laut Zukunftsforscherin Senem Wicki wichtig, die vorhandenen verschiedene Stimmen und Perspektiven zu hören. In organisationsübergreifenden Workshops nutzt sie zum Einstieg häufig als Methode das Futures Triangle nach Sohail Inayatullah (dieses ist detaillierter in der Mitte der o.g. Ausgabe beschrieben). 

1. Pull of the Future (Sog der Zukunft):

Welche positiven Zukunftsbilder motivieren mich? Wofür lohnt es sich, Veränderungen anzugehen? Was zieht mich nach vorne?

2. Push of the Present (Stoß der Gegenwart):

Welche aktuellen Entwicklungen drängen uns zum Handeln? Was können wir nicht mehr ignorieren? Welche Chancen entstehen gerade jetzt?

3. Weight of the Past (Gewicht der Vergangenheit):

Was hält uns zurück oder verlangsamt uns? Welche Ängste oder Sorgen belasten uns? Welche alten Muster wirken nach?

Wer über die bis hierhin genannten Ideen weiter lesen und hören mag, könnte die z.B. Meditation ausprobieren, auf die in der Neuen Narrative verwiesen wird.  

Oder das Buch von Florence Gaub lesen: Zukunft. Eine Bedienungsanleitung. Auch für sie ist die Zukunft keine ferne Zeit, sondern etwas, das alle Menschen ständig erzeugen - und zwar in 3D inklusive Bildern, Geräuschen und sogar Geschmack. Wobei 80% dieses Zukunftsdenken der alltäglichen Zukunft dienen: Was essen wir heute? Wann geht es zur Arbeit - und wann zurück? Wann haben die Kinder ihre Prüfung? Mit 14% folgt die Zukunft des kommenden Jahres: Ferien, Projekte oder Arztbesuche. Nur 6% unseres Zukunftsdenkens betreffen die nächsten 10 bis 15 Jahre: heiraten, ein Haus bauen, Karriereziele erreichen.

Jede(r) denkt also über die Zukunft nach und stellt sich die Zukunft vor - und da geht noch mehr, vielfältiger, zum Beispiel auch in Tag-Träumen: Wenn die Skizzen von Zukünften durch das Tagträumen entstehen, können sie durch Planung zur Realität werden. Im Buch gibt es viele methodische Impulse dazu, auch um gemeinsam, zum Beispiel in Ihrem Team, über Zukünfte in Dialog zu treten.

Ängste sind Gegner von Zukünften. Nicht alle Gefahren können vermieden werden, und die einzige konstruktive Art, mit der Gefahr zu leben, besteht nach Gaub darin, sie aktiv zu bewältigen. D. h. weder chronischer Pessimismus noch Optimismus erweisen sich als hilfreich.

Die Autorin empfiehlt Kreativität, Wissen, Weisheit, Vorstellungskraft und Fakten zusammen zu bringen, um den Möglichkeitsraum der Zukunft zu umreißen, sich das Beste vorzustellen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und mit Überraschungen zu leben. Genauso machen es Kiter! 


 Sie müssen ja nicht gleich ins Wasser gleiten, sicher haben Sie ein eigenes Bild von der Zukunft, oder?


Montag, 1. September 2025

Zuhören gibt Sicherheit: ein Plädoyer

Eine von uns hatte die Gelegenheit, das Generalkapitel einer Ordensgemeinschaft als Co-Moderatorin mitzugestalten. Es war eine besondere Erfahrung mit 23 stimmberechtigen Ordensfrauen, die innerhalb von acht Tagen wegweisende Entscheidungen für die Zukunft ihrer Kongregation trafen.  

Unglaublich beeindruckend war die Fähigkeit aller Anwesenden, sich wirklich zuhören zu können. Damit einher ging das außergewöhnliche Phänomen, dass Inhalte nur einmal gesagt werden mussten - und nur von einer Person (nicht von jeder). Außerdem war eine besondere Aufmerksamkeit für die Emotionen zu beobachten. Entscheidungen konnten wachsen - mal war der Kopf schneller, mal das Herz, mal spürten alle, die Entscheidung ist noch nicht reif, aber eine Nacht darüber zu schlafen, bringt alle nach vorne. 

Dahinter könnte die Sicherheit stehen, dass jede gehört wird und jede Position gesehen wird. Und jede auf das Interesse der Gruppe bauen kann. Selbst, wenn man nicht sofort das Wort bekam, konnte man sicher sicher sein, dass der Sprechimpuls wahrgenommen und berücksichtigt wurde. Die Dizpiplin, den Sprechimpuls nicht sofort zu realisieren, sondern weiter zuzuhören, brachte die Diskussion weiter. 

Haben Sie, liebe Leserin und lieber Leser, solche Gespräche schon erlebt? Wie fühlen Sie sich, wenn die Anderen Ihnen wirklich zuhören? Wie häufig gelingt es Ihnen, mit ganzer Aufmerksamkeit zuzuhören? Uns beiden fällt es auch - mal mehr, mal weniger - schwer. Daher waren die Diskussionen im Generalkapitel eine gute und berührende Erfahrung.  

Freitag, 1. August 2025

mental Fitness trainieren

Susanne: Ich habe Deine neue Hompage gesehen und darauf "mental Fitness" entdeckt. Was verbirgt sich denn dahinter?

Susanne: Du ruderst doch - dabei trainierst Du Deine Muskeln. Und je häufiger Du das machst, desto längere Strecken kannst Du rudern, schneller vielleicht auch. Und Dein Muskeltkater wird weniger.

Susanne: Stimmt - habe ich habe ich gerade noch erlebt. Und Du meinst also, auch unser Gehirn ist ein riesiger Muskel?! Mit welchem Trainingsgerät baut man denn den "Gehirn-Muskel" auf?

Susanne: Was macht unser Gehirn - es denkt! Und genau das Denken ist unser Trainingsgerät. Wir können ja dank der Plastizität immer wieder neue neuronale Verbindungen aufbauen und auch stärken.  Bei mental Fitness trainieren wir, unser Denken auf das zu richten, was uns in den sog. "Sage-Modus" bringt. Laut Shirzad Chamine ist das der Modus unserer inneren Weiheit. 

Susanne: Hä?! Das ging mir jetzt zu schnell. Sag' doch bitte einen Satz mehr dazu.

Susanne: Naja, stell Dir vor, ich würde rudern wollen. Mir fehlt sowohl die Kondition als auch die Technik. Und dann könnte ich in dem Boot sitzen und denken "was machst Du hier eigentlich? Du schaffst das nicht. Lass es lieber bleiben. Und weil Du ja sowieso blöd bist, wirst Du das nie lernen." Kommen Dir solche sbaotierenden Stimmen bekannt vor?

Susanne: Ja klar, wer kennt die nicht. Sagt denn die innere Weisheit genau das Gegenteil?

Susanne: Meistens ist unsere innere Weiheit von den schreienden Saboteuren überstimmt. Daher lernen wir als erstes, sie zu finden und zu hören. Und dann sagt sie nicht das Gegenteil, sondern versetzt uns in die Lage, mit einer inneren Ruhe zu entscheiden: bleibe ich im Boot sitzen und lasse mir Zeit, das Rudern zu lernen? Oder klettere ich lieber wieder auf den Steg und gehe joggen?

Susanne: Und wenn ich mehr wissen möchte und diese innere Ruhe entdecken wollte, dann könnte ich zu Dir ins "Trainingslager" kommen?

Susanne: Ja, und auf meiner Homepage findest Du mehr Informationen dazu. Komm vorbei!  

 

Dienstag, 1. Juli 2025

zufälltig zugefallen

Schon vor Jahren begannen wir uns die Frage zu stellen "Gibt es Zufälle?" - eine wissenschaftlich evidente Antwort haben wir nicht gefunden, wir haben keine empirische Studie gemacht und doch immer wieder festgestellt, da ist was dran am Zufall.

Letzte Woche begegnete uns eine neue Perspektive auf diesen Begriff in Form eines Zitates: "Ein Zufall ist, wenn jemandem zufällt, was fällig ist." Subversiv hören wir da mit, dass wir auch aus schwierigen Situationen immer eine Chance oder ein Geschenk mitnehmen können. Und das es manchmal besser kommt als gedacht oder geplant, wie Dürrematt auch sagte: "Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen." Vielleicht ist der Zufall eine wunderbare Überraschung. 

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen Juli voller schöner, fälliger Momente.

Sonntag, 1. Juni 2025

Der Miteinander-Muskel in action bei dem Künstler Elias Sime

Heute geht eine interessante Ausstellung in Düsseldorf zu Ende; es war die erste Einzelausstellung des äthiopischen Künstlers Elias Sime in Deutschland - und hoffentlich nicht seine letzte. Was Elias macht und wie er seine Kunst entstehen lässt, hat viel mit dem Miteinander-Muskel zu tun. 

Darüber wird in dem dem 4 minütigen Beitrag für die wdr-westart berichtet. Die Anthropologin Meskerem Assegued, die eng mit Elias Sime in Äthiopien zusammenarbeitet, bringt in einfache Worte, was den Miteinander-Muskel trainiert: "Es geht darum, präzise zu sein und ein offenes Herz zu haben." Auch das Zitat von Elias Sime drückt das aus: "Wir geben einander, und dadurch sind wir miteinander verbunden. So sollten wir alles betrachten." 

Sime nutzt oft elektronische Alltagsgegenstände, verändert sie und fügt sie in einer ausdauernden handwerklichen Arbeit neu zusammen. Die sonst unsichtbaren Gegenstände werden transformiert und erhalten eine neue Bedeutung, die weit über sie hinausweist. 


Das folgende Foto zeigt ein Detail einer Collage, für die Sime 20 Jahre lang rote Kabel gesammelt hat. Den Miteinander-Muskel zeichnet wohl auch eine große Portion Geduld aus.

 

Was uns hellhörig machte, ist seine Haltung zur Kooperation. Viele Leute helfen dem Künstler dabei, Material zu finden und zu sammeln. Zusammenarbeit ist ihm sehr wichtig. Zusammen mit Meskerem Assegued gründete er das Zoma Museum Addis Ababa, inspiriert von der zeitlosen und strukturell soliden Volksarchitektur Äthiopiens. Das Zoma Museum ist viel mehr als nur ein Ausstellungsraum, es ist eine Brücke, die Kreative aus der ganzen Welt in einem gemeinsamen Engagement ökologischen Kunstschaffens. Über seine Galerien hinaus bietet das Museum eine Bibliothek, ein Kinderzentrum, einen essbaren Garten und eine Grundschule. Es beherbergt auch eine Kunst- und Volksschule, ein Amphitheater und einen Museumsshop - ein wahres künstlerisches Ökosystem, das im Herzen von Addis Abeba pulsiert.

Bei Elias Sime ist der Miteinander-Muskel wirklich in action.